Das Königsschießen

Das Königsschießen fand 1948, wie auch in den ersten ahren nach dem Krieg immer in Wellenholzhausen bei Platen statt. Die Schützen marschierten nach dem Antreten in 3er Reihen mit der Musikkapelle „Baule aus Lemgo“ in Marschformation bis zur Bahnunterführung.

Von dort ging es dann in gemütlichem Spazierschritt bis zum Haus Kohlbrei (heutige Kreuzung Bergheimer Ausfallstraße und Ostwestfalenstraße). Dort angekommen, wurde wieder in 3er Reihe im Marschschritt bis zur Gastwirtschaft Platen marschiert, wo in einem, im Garten aufgebauten Zelt die Statuten (die heutige Vereinssatzung) vorgelesen wurde. Anschließen begann das Königsschießen. Jeder Schütze, der eine 12 schoss, musste sofort 50 Pfennig zahlen. Mit diesem Geld wurden die Kugeln und die Leihgebühr für das Gewehr bezahlt. Es versteht sich von selbst, dass zum damaligen Zeitpunkt von den verantwortlichen Schießmeistern viele 12en angesagt wurden. 

Sobald der König ermittelt werden konnte, marschierten alle Schützen wieder zurück nach Bergheim, wo ein Umzug stattfand. Der Königsball wurde im Anschluss an den Festumzug auf Potthast Saal gefeiert. Der König, der Präses und der Oberst fuhren mit der Kutsche von Platen zurück nach Bergheim. Dieses Fest wurde von den Bergheimer Schützen immer am 29.Juni, dem Kirchenfeiertag Peter und Paul gefeiert. Erst als dieser Feiertag abgeschafft wurde, verlegten die Bergheimer Schützen auch ihren Termin für das alljährliche Königsschießen.

Ab 1957 wurde das Fest dann direkt in Bergheim ausgerichtet, den Gewaltmarsch nach Wellenholzhausen zu Platen ersparte man sich. In den Jahren 1957 und 1958 wurde das Königsschießen in Wittings Scheune (heute Salon Gröbing) ausgerichtet. Ab 1958 stellte der jeweilige Bergheimer Festwirt ein Zelt zur Verfügung, um das Königsschießen zu beherbergen. Schlussendlich wurde dann in Münchs und später in Potthast Scheune in der Kesselecke gefeiert.

Als 1977 nach einer wirklichen Gemeinschaftsaktion die Bergheimer Bürgerhalle gebaut und ihrer Bestimmung übergeben wurde, konnte das Königsschießen erst in der Halle und später dann im eigens dafür angebauten Schießstand stattfinden. An dieser Wirkungsstätte wird bis auf den heutigen Tag der König in Bergheim im fairen Luftgewehrkampf ermittelt.

Eine wahre Reformation erlebte das Königsschießen dann im Jahre 1999. Nach §9 der damaligen Satzung hatte jeder Schütze pflichtgemäß am Königsschießen teilzunehmen. Angetreten waren achtundzwanzig Schützen. Geschossen wurde auf eine zwölfer Karte, sodass nach 3 Schuss ein Höchstergebnis von 36 Ringen zu verzeichnen gewesen wäre. Nach dem das Schießen beendet war, konnte man nicht einen Kandidaten mit mehr als 10 Ringen ausfindig machen und nun wurden laut damaliger Vereinssatzung die 10 besten Schützen zum Stechen in den Schießstand geladen. Die Ringzahl der angetretenen 10 „Besten“ Schützen bewegte sich zwischen 2 und 7 Ringen. In einem zweiten Durchgang wären die angetretenen Schützen laut §9 Absatz 3 verpflichtet gewesen eine Ringzahl zu schießen, mit dem Ergebnis, dass unter Umständen ein Schütze mit einer 2 zum König proklamiert worden wäre. Ein Umstand, den auch der Vorstand der Schützenbruderschaft nicht gut heißen wollte. So wurden alle 10 Schützenbrüder auf Ehre und Gewissen befragt, es sah sich aber keiner im Stande die Königswürde zu erringen.

Darauf hin beschloss der geschäftsführende Vorstand vorerst auf einen König zu verzichten und das Königsschießen ohne Königsproklamation zu beenden. Noch im selben Jahr erarbeitete der Vorstand eine Neuregelung dieses §9 und führte eine Mindestringzahl für das Königsschießen ein. Nach dieser Regelung kann nur der Schütze die Königswürde erlangen, oder ins Stechen kommen, wenn dieser mindestens 15 Ringe schießt. 

Diese Neuregelung wurde auf der Generalversammlung im Jahre 2000 beantragt und vorerst für ein Jahr zur Probe übernommen. Im darauf folgenden Jahr wurde diese Regelung dann auf Grund der guten Erfahrung die man gemachte hatte auf der Generalversammlung am 20. Januar 2001 mit 90 Dafür-Stimmen und einer Gegenstimme beschlossen und anschließend in die Vereinssatzung aufgenommen. Die anschließenden Königsschießen verliefen allesamt wesentlich entspannter, wusste doch ein jeder Schütze mindestens einmal zeigen zu können, das er in der Lage ist eine 12 zu schießen und dennoch nicht Gefahr läuft, ungewollt König zu werden.

Trotz dieser Neuregelung konnte die St. Sebastianus Schützenbruderschaft immer einen König proklamieren, mit Ausnahme des Jahres 2007. Nach zutragen bleibt, dass im Jahre 1999 im zweiten Königsschießen am 25.06.1999 doch noch ein König proklamiert werden konnte. Ludolf Westerwelle war beim ersten Königsschießen nicht anwesend, weil Urlaubs bedingt verhindert. Im zweiten Durchgang warte er seine Chance auf die Regentschaft und konnte sich mit 33 Ringen gegen die doch recht starke Konkurrenz durchsetzen und die Königswürde erringen.